Forum 3 – Profession und Kinderrechte

Prof. Dr. Luise Hartwig (Moderation) – Fachhochschule Münster

H.-Joachim Büker – Leiter des LWL Berufskollegs – Fachschulen Hamm

Ralf Mengedoth – Dipl.-Sozialarb./Sozialpäd., Leiter der Ev. Jugendhilfe Schweicheln, Lehrbeauftragter der Universität Bielefeld, Mitglied im AFET-Fachausschuss „Theorie und Praxis Erzieherischer Hilfen“

Dr. Hans- Jürgen Schimke – Prof.em., Vorsitzender des Instituts für soziale Arbeit (ISA), Münster, stellv. Vorsitzender des Deutschen  Kinderschutzbunds, Landesverband NRW          

Kinderrechte sind Sicherung und Verunsicherung für pädagogische Fachkräfte zugleich. Nicht umsonst reißen trotz aller Bekenntnisse zu Kinderrechten von Pestalozzi über Korczak bis zum KJHG die kontroversen Debatten um Disziplin und Strafe sowie um die „besonders Schwierigen“ und ihre  „Geschlossene Unterbringung“ nicht ab. Welche Herausforderungen für professionelles pädagogisches Handeln, welche Orientierungen für professionelles Selbstverständnis können aus Kinderrechten abgeleitet und begründet werden? Wie kann die Aus- und Weiterbildung pädagogische Fachkräfte dafür ausrüsten und immer wieder stärken?

Abstracts

H.-Joachim Büker 

Kinderrechte als Baustein der Professionalisierungsprozesse in den Fachschulen des Sozialwesens - Der inhaltliche Transformationsprozess in Fachschulen des Sozialwesens, der sich an kritisch-konstruktiven Didaktiken orientiert, berücksichtigt mit seinem Blick auf die zu vermittelnden Inhalte die Biografien der Studierenden und die Lebenssituationen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den ausbildungsrelevanten sozialen Handlungsfeldern. Für das LWL Berufskolleg gelten – hieraus abgeleitet – Emanzipation, Solidarität und Verantwortlichkeit als Bezugspunkte des Werteverständnisses. "Kinderrechte" als Thema versteht sich deshalb als Bildungsmodul, das mit hoher theoretischer und praktischer Relevanz umgesetzt werden muss. Der notwendige inhaltliche und methodische Entscheidungsprozess hebt dabei auf eine Kompetenzentwicklung ab, die neben Sach- bzw. Fachkompetenz im Wesentlichen Sozial- bzw. Humankompetenz anstrebt.

Ralf Mengedoth

Vor dem Hintergrund der Umsetzungserfahrungen einer Reihe von Projekten zum Thema Kinderrechte in einer Einrichtung der Erziehungshilfe sowie vieler Fachdiskussionen in Gremien, auf Tagungen und in Seminaren, werden einige Impulse zu folgenden Punkten vorgestellt:

  • Welche Fragen tauchen auf bei einer professionellen Gestaltung Sozialer Arbeit, die Kinderrechte wirklich ernst nimmt?
  • Was bedeutet dies für die Ausbalancierung von Nähe und Distanz in der sozialpädagogischen Beziehung?
  • Wie kann eine grenzwahrende Pädagogik aussehen?
  • Steht die Betonung der Kinderrechte im Gegensatz zum geforderten wirksamen pädagogischen Handeln?
  • Was hat das alles mit pädagogischer Macht zu tun?
  • Wie fehleranfällig ist unser pädagogisches Handeln?
  • Geht es um die Gestaltung fehlerfreundlicher oder eher menschenfreundlicher Institutionen?

Dr. Hans-Jürgen Schimke

Betrachtet man soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession, so geht es vor allem darum, Menschenrechtsverletzungen zu erkennen und durch ihre Handlungen so weit wie möglich zu minimieren oder zu vermeiden. Unter diesem  Aspekt ist die Stärkung von Kinderrechten ein wichtiges Mittel  gegen ungerechtfertigte Diskriminierung von Kindern und Jugendlichen. Konkret geht es um die Etablierung von Beteiligungsverfahren bis hin zur Senkung des Alters für die Ausübung des Wahlrechts, die Achtung vor der Meinung des Kindes in allen Angelegenheiten, die Kinder betreffen (z.B. Schule, Elternhaus) und die verbesserte materielle Versorgung von Kindern (Stichwort: Kinderarmut). Kinder werden in der sozialen Arbeit vor allem in der Vertretung ihrer Rechte wahrgenommen, dabei spielen die Beteiligung in gerichtlichen Verfahren eine ebenso große Rolle wie die Möglichkeiten individueller Beschwerderechte (Ombudsstellen) in der Jugendhilfe. Zur Realisierung dieser Rechte brauchen die Fachkräfte in der sozialen Arbeit insbesondere Kompetenzen bei der Vertretung von Kindern in der Gesellschaft. Nötig ist die Entwicklung eines Verständnisses von Partizipation, das anstelle fürsorgerischer Haltungen von der selbständigen Verantwortung von Kindern und ihrer angemessenen Begleitung durch Fachkräfte der sozialen Arbeit ausgeht.