Forum 4 – Lebenswelten und Kinderrechte

Prof. Dr. Christian Schrapper (Moderation) – Universität Koblenz-Landau, OUTLAW.die Stiftung

Prof. Dr. Sabine Andresen – Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität Frankfurt/Main und Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes

Dr. Magdalena Joos – Universität Trier

Kinderrechte sind normativer Ausdruck der Erwartung, dass alle Kinder „gut groß werden“ können. Kinder- und Jugendberichte von Bundes- und Landesregierungen, große Kinder- und Jugendstudien auch im internationalen Vergleich vermessen die Lebenswelten junger Menschen und bieten eine Fülle an Informationen und Befunden.  Wie steht es um die Bedingungen für Aufwachsen und Entwicklung in Deutschland? Mit welchen Konzepten und Kategorien kann heute über Lebenslagen und Lebenschancen junger Menschen berichtet werden? Welche Befunde und vor allem welche Forderungen für Politik und Praxis stehen zur Diskussion?  

Abstracts

Prof. Dr. Sabine Andresen

Lebenswelt von Kindern und ihre Rechte - Der Vortrag basiert auf Erkenntnissen aus Kinderbefragungen. Im Mittelpunkt steht dabei die dritte World Vision Kinderstudie von 2013. Die Studie beansprucht für sich, den Sechs- bis Elfjährigen eine Stimme geben zu wollen. In der Kindheitsforschung machen viele die Erfahrung, Kinder wollen zu den sie betreffenden gesellschaftlichen Themen gefragt werden und sie sind hervorragend dazu in der Lage. Kinder einzubeziehen, sie ernst zu nehmen und anzuhören sind kinderrechtstheoretisch begründete Ansprüche. Die Studie fragt knapp 2.600 Kinder zwischen 6 und 11 Jahren zu allen relevanten Lebensbereichen und beschreitet auch diesmal wieder neue Wege. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen zuhause, in der Schule, in der Freizeit und mit Freunden sowie Fragen zur allgemeinen Zufriedenheit und zum bereichsspezifischen Wohlbefinden von Kindern. Die dritte Studie ermöglicht erstmals auch Aussagen zu Trends des Kindeslebens und des kindlichen Wohlbefindens in Deutschland: Wie bereits 2007 und 2010 ist das allgemeine Wohlbefinden hoch bis sehr hoch, es liegt mit 92 Prozent sogar über dem Wert von 2010. Aber in der Gruppe der Kinder, deren Wohlbefinden eingeschränkt ist, überwiegen Kinder aus sozial prekären Lebenslagen, Kinder, die Armut und einen Mangel an Teilhabe erleben. Zentrale Befunde und Themen werden im Vortrag diskutiert.

Dr. Magdalena Joos 

Jugendliche in der Zwangsjacke?! Wie schätzen junge Menschen in Rheinland-Pfalz ihre soziale und gesellschaftliche Stellung und ihre Mitbestimmungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten ein? -Empirische Befunde aus dem 2. Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz-

Im folgenden Beitrag werden auf der empirischen Basis einer repräsentativen Jugendbefragung im Bundesland Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2013 die Themen Mitbestimmung, Mitwirkungsmöglichkeiten, Partizipationschancen sowie die subjektive Einschätzung ihrer sozialen Position beleuchtet. Wie schätzen Jugendliche ihre Mitbestimmungs- und Mitwirkungsmöglichkeiten in der Familie, in der Schule, in der Kommune und auf der politischen Ebene ein? Was halten sie generell von politischer Partizipation und welche Möglichkeiten der Mitbestimmung und Artikulation nutzen sie wie? Was wissen Kinder und Jugendliche über ihre Rechte? Nehmen sie sich als Rechtssubjekte wahr? All diesen Fragen wird auf der Grundlage eines repräsentativen Surveys von ca. 2.000 Jugendlichen im Alter von 14-18 Jahren im Land Rheinland-Pfalz nachgegangen.